Die Rasse Meissner Widder

Die Kaninchenrasse Meissner Widder

Die Meissner Widder sind eine mittelgroße Kaninchenrasse (4,5-5,5 kg) mit Hängeohren und einem mit Silberhaaren durchsetzen Fell. Zugelassen sind im ZDRK die Farben Schwarzsilber, Blausilber, Havannasilber, Gelbsilber und Graubraunsilber. Die Rasse gehört zu den seltenen Rassen und wird auf der Roten Liste der GEH sowie im Erhaltungszuchtprogramm des ZDRK geführt.
Die Herkunft 
Um 1900 wechselte der Modetrend in Deutschland sehr schnell. Die fellverarbeitende Pelzindustrie hatte große Nachfrage für große Kaninchenfelle in der Silberfarbe. Aus diesem Grund wollte Leopold Reck ein großes Kaninchen mit Silberfell erzüchten. Welche Ausgangsrassen er hierfür auserkoren hatte, ist nicht bekannt, aber es ist zu vermuten, dass die damaligen Französischen Widder und das Kleinsilberkaninchen Pate standen. Allerdings herrschte damals die Meinung vor, dass dieses genetisch nicht möglich sei. Da er es sich aber in den Kopf gesetzt hatte, ein Widderkaninchen mit Silberfell zu erzüchten, versuchte er es trotz aller Skepsis der Züchterschaft, den Plan in die Tat umzusetzen.
Leider war die Züchterschar nie sehr groß. Die Erhaltung der Rasse ist besonders einigen stark engagierten Züchtern zu verdanken. Es wäre zu wünschen, dass sich noch mehr Züchter finden, die auch auf Jahre hinaus sich der Meissner Widder-Zucht zuwenden, um die Zuchtbasis zu verbreitern. Leider ist es so, dass wertvolle Zuchttiere verloren gehen für die dauerhafte Zucht, weil viele Züchter kein Durchhaltevermögen besitzen, oder auch nur so genannte Preisjäger sind und nach kurzer Zeit feststellen müssen, dass diese Rasse dafür nicht geeignet ist.

Kennzeichen der Meissner Widder
Die mittelgroße Rasse zeichnet sich durch ein Normalgewicht von 4,5 kg und ein Höchstgewicht von 5,5 kg aus. Der Kopf der Meißsser Widder ist nicht so typisch ausgeprägt wie der Kopf der Deutschen Widder. Aber der Nasenrücken ist ramsig gebogen und zeigt in der Regel eine kräftige Form, während Stirn- und Schnauzpartie breit sind. Der Behang (Ohrlänge) misst zwischen 36 cm und 42 cm Länge, wirkt aber leichter als beim Deutschen Widder. Die Ohrmuscheln sind gut angesetzt; sie werden hohl getragen, wobei die Schallöffnung zum Kopf gerichtet ist. Schwache, leichte Behänge sowie schlechter Sitz sind natürlich fehlerhaft.
In der Körperform erscheinen die Meissner Widder weniger gedrungen und massiv als die Deutschen Widder, doch sind Brust und Hinterpartie gleich breit. Die Tiere stehen mittelhoch und breit auf kräftigen Läufen, wobei die Vorderläufe gerade aufgesetzt sind. Im Rumpf sind die Kaninchen leicht gestreckt, dazu walzenförmig und gut bemuskelt. Der Rücken geht in guter Wölbung in die schön gerundete Hinterpartie über. Im Fellhaar zeigen die Tiere eine Länge von ungefähr drei Zentimetern. Die Begrannung ist gut und gleichmäßig, das Unterhaar ist dicht. Häsinnen zeigen einen schnittigeren Kopf. An Farbenschlägen kennen wir Schwarz, Blau, Gelb, Graubraun und Havannafarbig.
Bezüglich der Silberung ist zu sagen, dass die Deckfarbe am ganzen Körper gleichmäßig gesilbert sein sollte. Dazu gehört auch die Durchsilberung am Kopf, an den Ohrmuscheln sowie an den Läufen.
Als Zuchtvorteil gilt seit alters her das verhältnismäßig rasche Durchsilbern der Jungtiere. Meissner Widder verfügen über ein weiteres Erbgut, das wohl vom Kleinsilberkaninchen herrührt: Sie haben ein ausgesprochen lebhaftes Temperament. Dies sagt manchen Züchtern sehr zu. Wer also einen mittelgroßen Widder mit einer schönen Silberung liebt, sollte sich an den Meissner Widder halten. Denn die hundert Jahre Zuchtgeschichte lassen es angeraten sein, diesen Widder ein wenig mehr in den Vordergrund zu rücken. Die heutigen Mängel sind ja im Grunde nichts anderes als eine Folge geringen Züchterinteresses.

Eigenschaften und Leistung
Die Meissner Widder sind sehr genügsame und etwas lebhaftere Tiere als die Deutschen Widder. Sie sind gute Futterverwerter und frohwüchsig. Die Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung ist gut. Den Häsinnen bereiten sechs bis zehn Junge zu werfen und aufzuziehen keine Schwierigkeiten.
Das Fleisch der Kaninchen ist sehr schmackhaft und fettarm, weshalb es auch als Diätfleisch bezeichnet wird.
Die Felle werden heutzutage kaum noch verwendet, da sich für Kaninchenfelle keine wirtschaftlichen Preise erzielen lassen.

Aktuelle Situation 
Von anfänglich schmaler Körperform mit spitzen, schmalem Kopf, schlecht getragenen Behängen, aber mit guter Silberung und kurzem dichtem Fell versehenen Tieren, haben sich bis heute doch schon ansehnliche Meissner Widder mit guter Körperform, schönen Köpfen und langen Behängen mit entsprechend guter Silberung entwickelt.
Der Zuchtstand ist bei den einzelnen Farbenschlägen recht unterschiedlich.  
Schwarz
Der schwarze Farbenschlag ist der zur Zeit am besten durchgezüchtete Farbenschlag der Meissner Widder. Hier gibt es überwiegend sehr gute Tiere zu sehen. Bei der Silberung und Gleichmäßigkeit gib es bezogen auf die Silberung der Blume und der Vorderläufe noch Verbesserungsbedarf. 
Blau
Aktuell sind die Blauen wieder auf dem Vormarsch. Es gibt bezüglich Silberung und Farbe noch einige Verbesserungsmöglichkeiten.
Havanna
Der havanna Farbenschlag hat durch das Engagement einiger engagierter Züchter einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aktuell gibt es besonders bei der Unterfarbe, der Silberung und Gleichmäßigkeit noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Gelb
Der gelbe Farbenschlag hat zur Zeit von allen Farbenschlägen die größten Probleme. Es gibt nur wenige Züchter und der Wildfarbigkeitsfaktor bereitet Schwierigkeiten.
Graubraun
Bei dem graubraunen Farbenschlag gibt es schon einige sehr gute Tiere. Allerdings gibt es nur sehr wenige Züchter von diesem Farbenschlag. Hier ist es besonders wichtig, dass sich noch mehr interessierte Züchter für diesen begeistern. Durch eine größere Anzahl Züchter wird auch die Anzahl der Zuchttiere erweitert und damit erhält die Zuchtbasis auch ein besseres Fundament.

Bestandszahlen 
Mit weniger als 50 registrierten Tieren im Jahre 1976 war die Rasse dem Aussterben sehr nahe. Einige Kaninchenfreunde haben sich in den letzten Jahren wieder für die Meissner Widder begeistert, sodass ca. 160 Halterinnen und Halter dieser Rasse über das gesamte Bundesgebiet mit derzeit 500 Tieren anzutreffen sind.

Eine wichtige Aufgabe ist es heute, die Zucht entsprechend der Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere untereinander zu organisieren und weitere Freunde der Rasse zu werben. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es, auf die ureigenen Bedürfnisse von Kaninchen in Stallhaltungen hinzuweisen. Besonders auch die Meissner Widder schätzen einen weiträumigen Auslauf mit verschieden hoch angebotenen Liegebereichen sehr und danken es mit bester Gesundheit und ihrem lebendigen Charakter.
Share by: